Geschichte Disko
Damals wars -
für alle, die es genauer wissen wollen….
"Hier fing Alles an", diese Textzeile aus einem Lied von Roland Kaiser fiel mir als Erstes ein,
als ich auf den Gedanken kam etwas zur Geschichte unserer Diskothek aufzuschreiben.
Es war im Frühjahr 1972, meine Eltern Karl Ridder und Marianne Ridder waren die Wirtsleute
vom " Feldschlößchen " in Weida
und ich in der 10.Klasse, da erfuhr ich, es sollte ein Jugendclub gegründet werden.
Der damalige Chef des Kulturzentrums von Weida - Heinz Fischer - hatte sich der Aufgabe
gestellt.
Jedenfalls hatten sich auf seine Einladung hin etliche Jugendliche im Saal des Feldschlößchens
versammelt. Einzelheiten sind mir nicht mehr bewusst, jedoch war letztlich die Kernfrage -
was machen wir im Jugendclub? Da die sogenannte "Beatmusik" damals auch im Osten
einem ihrer ersten Höhepunkte entgegen ging waren alle dafür, Jugendtanzveranstaltungen
zu organisieren. Der Anfang sollte im Saal des Feldschlößchens gemacht werden.
Nun brauchte man noch jemand der die Musik machte und da bot sich die relativ neue
Möglichkeit an Musik aus der Konserve, sprich Tonband und Schallplatte, zu nutzen.
Die Medien gab es zwar schon länger, besonders die Schallplatte, aber sie für öffentliche
Aufführungen zu nutzen war noch nicht so verbreitet.
Während heute jedes Kind weiß was ein Discjockey ist
erfand man damals einen neuen Namen den
es wohl nur in der DDR gab:
den "Schallplatten-Alleinunterhalter". Was für ein Wort. Passend dazu kreierte
noch jemand die "Plattenbar", also den Ort auf der Bühne wo die Plattenaufleger
tätig waren. Musikinteressierte gab es viele - so fanden schon seit einiger Zeit Treffen
von Jugendlichen im sogenannten Hinterzimmer des Feldschlößchens statt in das
Wieland Frenzel sein Tonbandgerät mitbrachte und man dort den neuesten Mitschnitten
von RIAS Berlin und Bayern2 lauschte.
(genannt Club 16)
An dem schon erwähnten Tag der Jugendclubgründung waren Wieland und ich mit dabei.
Glücklicherweise war auch ich im Besitz eines Tonbandgerätes und so dauerte es nicht lange
bis
Wieland und ich auserkoren waren die Plattenbar zu übernehmen.
Auch in der DDR brauchte man für alles eine Erlaubnis oder einen Schein.
Daher wurden wir zwei auf Schule geschickt
- nach Rudolstadt auf die "Kulturakademie". Dort kamen auch aus anderen
Gegenden ebensolche zukünftigen Schallplatten Alleinunterhalter hin um eine Ausbildung
in Technik, Recht, Veranstaltungsdurchführung und Rhetorik zu absolvieren.
Ein damaliger Teilnehmer war Frank Geipel von der
" Disco 72 " aus Hohenölsen.
Nach bestandener Abschlussprüfung hielt man
dann die " Spielerlaubnis "
in den Händen mit der jeweils erreichten Einstufung A / B / oder C verbunden mit
dem dazugehörigen genehmigten Entgelt pro Stunde bzw. für die Technik.
Bei uns waren das in der Stufe A 5 Mark die Stunde und 25 Mark für die Technik.
Dieser Lehrgang war jeweils einmal im Monat für ein Wochenende und dauerte 1 Jahr.
Zur ersten Veranstaltung im Feldschlößchen gab es noch eine Hilfestellung von einem
gleichgesinnten
der in Gera im Interhotel in der Bar schon etwas länger "auflegte"
Leider ist mir sein Name entfallen - aber sein Vater hatte wohl ein Elektronikgeschäft
mit dem Namen "ELU - Ton", hergeleitet von Eberhard Ludwig.
Nachdem wir uns einige Tricks abgeschaut hatten waren wir auf uns selbst angewiesen.
Einen Namen für uns hatten wir auch gefunden:
" R-F-T Diskothek "
(Abkürzung für Ridder Frenzel Team)
Von da an fanden regelmäßig Jugendtanzveranstaltungen statt die wir mit
aus heutiger Sicht teilweise absolut unzureichender Technik durchführten.
Diese reichte über vom Kulturzentrum angeschaffte Lautsprecherboxen mit 25 W Leistung
bis zum zweckentfremdeten Radio mit immerhin ebenfalls 2x25 W Ausgangsleistung.
Zur Standardausrüstung gehörten ebenfalls ausgeborgte Heimanlagen bis hin zum Verstärker
einer mobilen Kinoanlage "TK 35". Lichtanlagen wurden in Eigenregie vielfach von Ralf Obenauf
gebaut, so z.B. ein Lichtschlauch mit Lichteffekten bestehend aus einem Melkschlauch und
aneinander gelöteten
KFZ Sofitten. Trotz dieser Mängel waren alle Veranstaltungen ausnahmslos gut besucht und im
Laufe der
Jahre wurde die Technik mit HIFI 50 und Regent 60 Verstärkern auch etwas aufgebohrt.
Ende der 70 er bis Mitte der 80 er Jahre war auch Karsten Heinevetter oft mit von der Partie,
gerade als sehr viele Veranstaltungen im
" Gerberkeller " und im " Osterburggarten " anstanden.
Ein großes Problem war immer der Transport der Anlage da uns keine geeigneten privaten
Fahrzeuge zur Verfügung standen und wir oftmals auf Hilfe des Veranstalters angewiesen
waren.
Eine schöne Zeit waren die vom Jugendclub durchgeführten "Sommerfilmtage" im
Osterburggarten
bei denen wir von 16 - 21.30 Disco machten und anschließend einen Film zeigten.
Bei diesen Abenden waren teilweise 500 Gäste anwesend. Auch auf dem " Krippenberg "
zum Gartenfest waren wir viele Jahre fest gebucht.
Im Jahre 1990 sah es so aus als würde es nicht mehr richtig weitergehen. Den Menschen stand
der Sinn erst einmal nach etwas anderem als zur Tanzveranstaltung zu gehen.
Auch Wieland und ich sowie Karsten hatten eigene Probleme, keiner wusste so richtig
wie es weiterging und vorrangig war der Arbeitsplatz im Fokus.
Schließlich kamen aber doch wieder Anfragen, zuerst von Bernd Gündel von
der "Schönen Aussicht" in der wir auch in den 80er-Jahren schon aufgelegt hatten.
Durch die Pause getrennt gingen Wieland und ich nach 1990 getrennte Wege
und ich versuchte unter dem Namen "MUSIK für SIE" mein Glück unter den neuen
politischen Verhältnissen. Durch berufliche Auswärtstätigkeiten blieb mir aber nicht
mehr so viel Zeit für dieses Hobby. Auch musste jetzt zwingend eine Gewerbeanmeldung
her für die man mir 600 Mark abnehmen wollte. Ein Glück, das ein Jahr später auch die
Behörden etwas Durchblick hatten und es beim Regelsatz von 35 Mark blieb.
Mittlerweile ja auch etwas älter geworden habe ich immer noch ein paar Veranstaltungen
im Jahr zu denen mich meine Frau Gaby regelmäßig begleitet - wir sind mittlerweile ein
eingespieltes Team.
Neue Technik wurde im Laufe der Jahre angeschafft, so dass wir sicher auch die meisten
Wünsche erfüllen können.
Viel gäbe es noch zu erzählen, aber ich denke, das Wichtigste habe ich erwähnt.
Danke an alle die den vergangenen 40 Jahren zu unserem Publikum zählten.
Ulrich Ridder Weida, den 03.Februar 2013
Mittlerweile sind schon wieder einige Jahre vergangen und wir haben das Gewerbe nach
48 Jahren im März 2021abgemeldet.
Eine Anmerkung noch: Den wenigsten wird es gelingen in dieser Branche ihren
Lebensunterhalt zu verdienen.
Einen „ordentlichen“ Beruf zu erlernen und auszuüben ist deshalb ratsam.
Weida im März 2021
Geschichte Disko
Damals wars -
für alle, die es genauer wissen wollen….
"Hier fing Alles an", diese Textzeile aus einem
Lied von Roland Kaiser fiel mir als Erstes ein,
als ich auf den Gedanken kam etwas zur
Geschichte unserer Diskothek
aufzuschreiben.
Es war im Frühjahr 1972, meine Eltern Karl
Ridder und Marianne Ridder waren die
Wirtsleute vom " Feldschlößchen " in Weida
und ich in der 10.Klasse, da erfuhr ich, es
sollte ein Jugendclub gegründet werden.
Der damalige Chef des Kulturzentrums von
Weida - Heinz Fischer - hatte sich der
Aufgabe gestellt.
Jedenfalls hatten sich auf seine Einladung hin
etliche Jugendliche im Saal des
Feldschlößchens
versammelt. Einzelheiten sind mir nicht mehr
bewusst, jedoch war letztlich die Kernfrage -
was machen wir im Jugendclub? Da die
sogenannte "Beatmusik" damals auch im
Osten
einem ihrer ersten Höhepunkte entgegen
ging waren alle dafür,
Jugendtanzveranstaltungen
zu organisieren. Der Anfang sollte im Saal
des Feldschlößchens gemacht werden.
Nun brauchte man noch jemand der die
Musik machte und da bot sich die relativ
neue
Möglichkeit an Musik aus der Konserve,
sprich Tonband und Schallplatte, zu nutzen.
Die Medien gab es zwar schon länger,
besonders die Schallplatte, aber sie für
öffentliche
Aufführungen zu nutzen war noch nicht so
verbreitet.
Während heute jedes Kind weiß was ein
Discjockey ist
erfand man damals einen neuen Namen den
es wohl nur in der DDR gab:
den "Schallplatten-Alleinunterhalter". Was für
ein Wort. Passend dazu kreierte
noch jemand die "Plattenbar", also den Ort
auf der Bühne wo die Plattenaufleger
tätig waren. Musikinteressierte gab es viele -
so fanden schon seit einiger Zeit Treffen
von Jugendlichen im sogenannten
Hinterzimmer des Feldschlößchens statt in
das
Wieland Frenzel sein Tonbandgerät
mitbrachte und man dort den neuesten
Mitschnitten
von RIAS Berlin und Bayern2 lauschte.
(genannt Club 16)
An dem schon erwähnten Tag der
Jugendclubgründung waren Wieland und ich
mit dabei.
Glücklicherweise war auch ich im Besitz eines
Tonbandgerätes und so dauerte es nicht
lange bis
Wieland und ich auserkoren waren die
Plattenbar zu übernehmen.
Auch in der DDR brauchte man für alles eine
Erlaubnis oder einen Schein.
Daher wurden wir zwei auf Schule geschickt
- nach Rudolstadt auf die "Kulturakademie".
Dort kamen auch aus anderen
Gegenden ebensolche zukünftigen
Schallplatten Alleinunterhalter hin um eine
Ausbildung
in Technik, Recht,
Veranstaltungsdurchführung und Rhetorik zu
absolvieren.
Ein damaliger Teilnehmer war Frank Geipel
von der
" Disco 72 " aus Hohenölsen.
Nach bestandener Abschlussprüfung hielt
man
dann die " Spielerlaubnis "
in den Händen mit der jeweils erreichten
Einstufung A / B / oder C verbunden mit
dem dazugehörigen genehmigten Entgelt pro
Stunde bzw. für die Technik.
Bei uns waren das in der Stufe A 5 Mark die
Stunde und 25 Mark für die Technik.
Dieser Lehrgang war jeweils einmal im Monat
für ein Wochenende und dauerte 1 Jahr.
Zur ersten Veranstaltung im Feldschlößchen
gab es noch eine Hilfestellung von einem
gleichgesinnten
der in Gera im Interhotel in der Bar schon
etwas länger "auflegte"
Leider ist mir sein Name entfallen - aber sein
Vater hatte wohl ein Elektronikgeschäft
mit dem Namen "ELU - Ton", hergeleitet von
Eberhard Ludwig.
Nachdem wir uns einige Tricks abgeschaut
hatten waren wir auf uns selbst angewiesen.
Einen Namen für uns hatten wir auch
gefunden:
" R-F-T Diskothek "
(Abkürzung für Ridder Frenzel Team)
Von da an fanden regelmäßig
Jugendtanzveranstaltungen statt die wir mit
aus heutiger Sicht teilweise absolut
unzureichender Technik durchführten.
Diese reichte über vom Kulturzentrum
angeschaffte Lautsprecherboxen mit 25 W
Leistung
bis zum zweckentfremdeten Radio mit
immerhin ebenfalls 2x25 W
Ausgangsleistung.
Zur Standardausrüstung gehörten ebenfalls
ausgeborgte Heimanlagen bis hin zum
Verstärker
einer mobilen Kinoanlage "TK 35".
Lichtanlagen wurden in Eigenregie vielfach
von Ralf Obenauf
gebaut, so z.B. ein Lichtschlauch mit
Lichteffekten bestehend aus einem
Melkschlauch und aneinander gelöteten
KFZ Sofitten. Trotz dieser Mängel waren alle
Veranstaltungen ausnahmslos gut besucht
und im Laufe der
Jahre wurde die Technik mit HIFI 50 und
Regent 60 Verstärkern auch etwas
aufgebohrt.
Ende der 70 er bis Mitte der 80 er Jahre war
auch Karsten Heinevetter oft mit von der
Partie,
gerade als sehr viele Veranstaltungen im
" Gerberkeller " und im " Osterburggarten "
anstanden.
Ein großes Problem war immer der Transport
der Anlage da uns keine geeigneten privaten
Fahrzeuge zur Verfügung standen und wir
oftmals auf Hilfe des Veranstalters
angewiesen waren.
Eine schöne Zeit waren die vom Jugendclub
durchgeführten "Sommerfilmtage" im
Osterburggarten
bei denen wir von 16 - 21.30 Disco machten
und anschließend einen Film zeigten.
Bei diesen Abenden waren teilweise 500
Gäste anwesend. Auch auf dem "
Krippenberg "
zum Gartenfest waren wir viele Jahre fest
gebucht.
Im Jahre 1990 sah es so aus als würde es
nicht mehr richtig weitergehen. Den
Menschen stand
der Sinn erst einmal nach etwas anderem als
zur Tanzveranstaltung zu gehen.
Auch Wieland und ich sowie Karsten hatten
eigene Probleme, keiner wusste so richtig
wie es weiterging und vorrangig war der
Arbeitsplatz im Fokus.
Schließlich kamen aber doch wieder
Anfragen, zuerst von Bernd Gündel von
der "Schönen Aussicht" in der wir auch in den
80er-Jahren schon aufgelegt hatten.
Durch die Pause getrennt gingen Wieland
und ich nach 1990 getrennte Wege
und ich versuchte unter dem Namen "MUSIK
für SIE" mein Glück unter den neuen
politischen Verhältnissen. Durch berufliche
Auswärtstätigkeiten blieb mir aber nicht
mehr so viel Zeit für dieses Hobby. Auch
musste jetzt zwingend eine
Gewerbeanmeldung
her für die man mir 600 Mark abnehmen
wollte. Ein Glück, das ein Jahr später auch die
Behörden etwas Durchblick hatten und es
beim Regelsatz von 35 Mark blieb.
Mittlerweile ja auch etwas älter geworden
habe ich immer noch ein paar
Veranstaltungen
im Jahr zu denen mich meine Frau Gaby
regelmäßig begleitet - wir sind mittlerweile
ein eingespieltes Team.
Neue Technik wurde im Laufe der Jahre
angeschafft, so dass wir sicher auch die
meisten Wünsche erfüllen können.
Viel gäbe es noch zu erzählen, aber ich
denke, das Wichtigste habe ich erwähnt.
Danke an alle die den vergangenen 40 Jahren
zu unserem Publikum zählten.
Ulrich Ridder Weida, den 03.Februar 2013
Mittlerweile sind schon wieder einige Jahre
vergangen und wir haben das Gewerbe nach
48 Jahren im März 2021abgemeldet.
Eine Anmerkung noch: Den wenigsten wird
es gelingen in dieser Branche ihren
Lebensunterhalt zu verdienen.
Einen „ordentlichen“ Beruf zu erlernen und
auszuüben ist deshalb ratsam.
Weida im März 2021